Persönliches

Warum eine Geschichte funktioniert

Teil 1

Die Idee – genial. Bilder im Kopf: jede Menge.

Der Titel – Passt der Titel zur Geschichte? Mit dem Titel erzeuge ich eine Erwartungshaltung an den Inhalt.

Die Sprache – wunderbar. Ich rede ja schon mein ganzes Leben lang so. Und bisher hat mich noch jeder verstanden.

Die Zielgruppe – ist doch egal.

Nur vier von unzähligen Punkten, die man in Betracht ziehen sollte. Ich strebe außerdem keinen Doktortitel an. Ich will einfach nur mal was erzählen. Guter Gedanke! Oder doch nicht?

Ein Trecker in Deutschland

Und dann war da der Holger. Der war müde, ziemlich viel. Und noch mehr. Deswegen hatte er den Schlüssel mit. In der Dusche nicht, danach aber wohl wieder. Die Hose hat er nicht mehr angezogen. Wecken wollte ich ihn auch nicht. Nutzte aber nichts. Der Trecker musste weg. Nicht unbedingt vor morgen. Besser wär aber doch gewesen. Jetzt hab ich noch vergessen, dass der Holger einen langen Arbeitstag gehabt hatte. Sonst war er nicht faul. Diesmal auch nicht, bloß müde. Den Schlüssel hatten wir deswegen nicht. Hatte ich, glaube ich, schon gesagt. Der Hund lief noch rum. Eigentlich egal für die Geschichte. Rum rannte er trotzdem. Musste noch in den Zwinger. War dann auch drin. Jeden Abend war er drin. Morgens nicht mehr. Da ließen wir ihn raus. Entweder ich oder irgend jemand anders. Eigentlich war der Hund von Holger. Der wollte den haben. Wir anderen nicht. Er wohl. Hat ihn dann auch gekriegt. Hunde bellen. Nicht immer. Manchmal wohl. Manchmal nicht. Hunde bellen eben. Aus verschiedenen Gründen. Andere weniger. Die Geschichte geht um den Trecker. Nicht so viel um den Hund. Da war er trotzdem. Er wollte ihn ja haben. Meistens kümmerte sich Holger auch. Früher mehr als jetzt. Da fand er den Trecker interessanter als jetzt. Früher natürlich nicht. Eben erst jetzt.

Das nutzte nur nichts. Das er dauernd arbeiten musste, dafür konnte er auch nichts. Holger hatte jedenfalls den Schlüssel und der Trecker stand im Weg. Wobei er ja schon im Bett war. Müsste eigentlich klar sein, bei dem, was ich schon aufgeschrieben habe.

Das ist die erste Geschichte, die ich hinschreibe – vorher noch nicht. Jetzt war da der sogenannte Wettbewerb und da fiel mir der Trecker ein. Er war gar nicht unser. Aber ich könnte ja mal davon erzählen, jetzt, wo er schon da stand.

Schokolade mochte ich gern. Holger auch. Aber der war ja jetzt schon am Schlafen. Und irgendwie stand der Trecker im Weg. Manfred musste schließlich durch. Das war mein Mann. Er hatte die Aufgabe, den Sand immer in Ordnung zu halten. Das ging mit der Schleppe. Die war an dem anderen Trecker. Der stand dahinter. Hinter dem, den Holger mitgebracht hatte. Eigentlich wusste ich gar nicht, was er damit wollte. Jetzt meine ich wieder meinen Sohn. Holger. Ist ja klar. Um den geht es ja. Nun lag er im Bett. Einfach hatte er es nicht. Schwer auch nicht. Wir waren eben, wie wir eben so waren. Eine Familie. Ganz normal. Irgendwie komme ich wohl von der Geschichte ab.

Aber es ist ja auch so vielseitig. Alles, meine ich jetzt. So und so. Hier und im Ausland auch. Da könnte man sowieso viel sagen. Ausländerfeindlich sind wir nicht, nur deutsch. Das muss erlaubt sein. Wir sind doch von hier. Alle von uns, also alle aus der Familie. Die von der Mutter. Vom Vater eigentlich auch.

Der Trecker war sowieso aus Deutschland. Hatte ich das schon erwähnt? Keine Ahnung. Ich bin kein großer Leser. Auch kein großer Erzähler. Ich bin einfach wie ich erzogen bin. Ordentlich. Nicht wie heute. Also eher altmodisch. Günther, das war mein Mann. Er wollte den Sand in Ordnung halten – war seine Aufgabe. Habe ich, glaube ich, schon erzählt. Jetzt war es aber so, dass er meinen Sohn, den Holger, nicht wecken wollte. Der musste früh aufstehen. Seinen Schlaf hatte er verdient. Er war wirklich fleißig. Das muss auch mal gesagt sein. Zählt ja heute nichts mehr. Oder irre ich mich? So richtig weiß ich das natürlich nicht. Ich kriege ja immer nur einen Teil mit. Meinen. Das reicht auch. Viele interessiert ja nicht mal mehr das.

Der Trecker stand da. Es war spät. Mein Mann Günther musste in jedem Fall noch den Sand in Ordnung bringen. Morgen war schließlich ein neuer Tag. Nicht anders als die anderen. Aber neu. Der Sand war immer gleich. Fast immer. Manchmal wurde neuer angeliefert. Der vermischte sich mit dem alten Sand. Der Trecker, der im Weg stand, war nicht neu. Er war alt. Aber er gehörte nicht uns. War nur ausgeliehen. Da mein Sohn schlief, wussten wir beide nicht, warum er ihn eigentlich mitgebracht hatte. Wir beide, das waren Günther und ich. Egal. Der Trecker stand im Weg. Der Sand musste bearbeitet werden.

Günther nahm den anderen Schlüssel vom Brett. Unseren. Also den von unserem Trecker. Männern darf man nicht reinreden. Er hätte sich sowieso nicht reinreden lassen. Deshalb steckte er ihn einfach ins Schloss. Und dann rum. Und dann kam erst mal nichts. Bis der Trecker lief. Er war laut. Günther fuhr in weg. Jetzt hört die Geschichte doch ganz plötzlich auf. Das wollte ich nicht. Was ich von Anfang an sagen wollte, war, dass der falsche Schlüssel auf den richtigen Trecker passte. Mitten in Deutschland.

Fragen, die wohl jeder für sich selbst beantworten kann

Korrekte Rechtschreibung?
Konsistente Ausdrucksweise?
Vermeidung von unnötigen Wiederholungen?
Figuren, mit denen man sich identifizieren kann?
Figuren, die plötzlich da sind, aber nie wieder auftauchen?
Individuelle Bilder, die im Kopf entstehen?
Spannungsbogen, Höhepunkt, überraschendes Ende?

Diese Geschichte funktioniert nicht. Wieso? Das ist ja nun klar geworden. In Warum eine Geschichte funktioniert, Teil 2 bekommt ihr eine Beispielgeschichte, die funktioniert.

Bildquellen

Ich bin 56 Jahre alt. Katzen-(dressur), Pferde, Motorräder, Musik, Garten, Australien ... meine Interessen sind vielseitig. Die Begeisterung für Sprache hatte sich schon im Vorschulalter eingestellt. Stolze Eltern, gute Noten in Deutsch und Englisch. Abitur, Lehre, Job - So weit, so gut. Und dann der Geburtstagswunsch meines langjährigen Partners und heutigen Ehemannes: Ein Buch! Sein Wunsch war mir Befehl. Seitdem höre ich auf meine Protagonisten ... Absurd, aber wahr.

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