Testleser, oh je!
208 Seiten, 2 Jahre lang planen, recherchieren, schreiben, verwerfen, neu planen, umschreiben … Wie viele Stunden seit der ersten Idee vergangen sind? Nicht messbar.
Meinen Entwurf halte ich in der Hand, stolz, etwas geschafft zu haben. Ich lese meinen Text wieder und wieder. An einigen Stellen frage ich mich, ob wirklich ich das geschrieben habe, was nun schwarz auf weiß zu sehen ist. Folge ich einer bestimmten Logik? Ist diese Textstelle selbsterklärend? Da! Ein Rechtschreibfehler. Dort! Ein Grammatikfehler. Da! Die falsche Schlussfolgerung. Es nutzt nichts. Zum x-ten Mal muss der Text überarbeitet werden, dabei dachte ich, er sei fertig. Was soll’s? Wochen später: Alles im Lot. Doch bevor ich mich an eine Veröffentlichung wage, drucke ich lieber noch ein paar Exemplare, um sie an freiwillige Testleser zu verteilen. Die werden begeistert sein. Sie müssen einfach begeistert sein. Denn ich bin es auch. Wie einfach Schreiben doch ist.
2 Monate später. Die Testleser sind durch. Wahnsinn! Bin gespannt, was die zu sagen haben. Sie werden einfach platt sein, voller Ehrfurcht über das, was ich zu Papier gebracht habe.
Ernüchterung.
“Die Aussagen auf Seite 75 passen nicht zum Dialog auf Seite 148.”
“Das Cover spricht mich nicht an.”
“Du hast die Personen durcheinander geworfen.”
“Wo kommt der plötzlich her?”
“Um wen geht es hier eigentlich?”
Spinnen die eigentlich? Nein. Sie sind nur kritisch. So, wie ich es haben wollte. Sie sind nur ehrlich, sonst nutzt der ganze Test nichts. Sie sind Familienmitglieder und Freunde und dennoch erbarmungslos. Aber genau so muss es meiner Ansicht nach sein.
Also: Stift raus, Ärmel hoch, Laptop laden, schreiben, schreiben und noch mal schreiben. Ich bin mir sicher, dass das Werk irgendwann fertig wird. Und dann gebe ich es einem Testleser …
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