Allgemein,  Persönliches

Tagebuch einer Romanidee

14. März 2021: Foreneintrag «Gendern, um jeden Preis»

Post von Andreas E.: «Irgendwann werden sie draufkommen, dass sich manche Menschen durch die Schönheit anderer ausgeschlossen/benachteiligt/verletzt fühlen, und dann bin ich mal gespannt, ob sie die Herstellung und den Verkuaf von Körperpflegeprodukten vorsichtshalber ganz einstellen …»

Antwort von Suse (also meine Antwort): «Danke! Daraus kann man eine schöne Kurzgeschichte machen.»

«Edit, 13.04.21: Bin zwar immer noch nicht wiederhergestellt, aber ich kann mich wieder besser konzentrieren. Daher habe ich zwar noch keinen einzigen Satz geschrieben, aber immerhin schon auf 2 Denkbrettern (Anm.: Das ist ein Programmteil der Papyrus Autor-Software) meine Gedanken dazu festgehalten.»

«Edit, 21.04.21: Nachdem ich nun schon 3 Brettchen (Anm.: Gemeint sind die Denkbretter der Papyrus Autor-Software) erstellt habe und mir immer mehr zu dem Thema einfällt, überlege ich, ob ich nicht vielleicht sogar einen Roman daraus mache ….»

(Quelle: https://forum.papyrus.de/threads/gendern-um-jeden-preis.9637/page-3)

11. Mai 2021: Noch ohne Titel – Die Geschichte

Die Entscheidung ist gefallen. Nach zahlreichen Versuchen, Selbstzweifeln, Änderungen und Gejammere bin ich zu einem Ergebnis gekommen. Die Buchstabensuppe ist gekocht, entsprechend gewürzt, hoffentlich auch ansprechend serviert. Anders ausgedrückt, ich habe eine Kurzgeschichte verfasst, die ich «Das Fundament» nenne, den Grundstein für meinen neuen Roman. Ja. Richtig! Ich WERDE einen Roman daraus machen, komme, was wolle.

13. Mai 2021: Arbeitstitel SPOL – Der Roman zur Kurzgeschichte

Die Kurzgeschichte findet in einem geschlossenen Lesekreis Anklang, sodass ich nun selbstsicher mit dem Roman beginne, der von mir bis zu seiner Fertigstellung SPOL heißen wird. Was dahinter steckt? Das kann ich euch jetzt leider noch nicht verraten, aber ich halte euch auf dem Laufenden. Vielleicht serviere ich euch hier und da ein paar Häppchen. Mal sehen.

Bis jetzt habe ich zahlreiche Ideen, rudimentäre Gedanken, zum Teil auch nur Stichwörter auf sogenannten «Denkbrettern» der meiner Ansicht nach aktuell besten Autorensoftware im deutschsprachigen Raum (ja, ich liebe Papyrus Autor der Firma R.O.M. Logicware Soft- und Hardware GmbH) festgehalten. Einige Passagen aus der Kurzgeschichte «Das Fundament» werde ich in leicht angepasster Form wiederverwenden. Zumindest sind sie schon mal an x-beliebigen Stellen im Dokument hinterlegt.

Die grobe Handlung ist in meinem Kopf, ein mögliches Ende ebenfalls, wobei sich das natürlich noch gravierend ändern kann. So genau weiß man das nie.

Was ist nun zu tun?

Den Figuren muss Leben eingehaucht werden. Welche Charakterzüge haben sie? Wie sehen sie aus? Was sind ihre Stärken? Worin liegen ihre Schwächen? Entwickeln sie sich weiter? Sind sie sympathisch? So viele Fragen. Wie weit sollte ich die Damen und Herren durchplanen? Die gehen früher oder später eh ihren eigenen Weg. Ich muss sie dabei wohl in der Spur halten. Doch das sollte ich mittlerweile schaffen. Ich pinsele schließlich nicht an meinem ersten Roman.

18. Juni 2021: SPOL – Das vierte Kapitel ist in Bearbeitung

In Kapitel 1 lernen wir die Protagonisten sowie ihre Familie kennen. Zudem könnte ein neues Familienmitglied eine Rolle spielen, dessen Bedeutung sich im Verlauf der Handlung ändern wird.

Beim nächsten Kapitel machen wir einen kleinen kulinarischen Ausflug. Die Geschichte spielt in der näheren Zukunft, in der Essen eine wichtige Rolle einnimmt. Lest die Kurzgeschichte «Das Fundament», zu finden unter «Kostproben» (Anm.: siehe www.diehuelle.de) und ihr bekommt einen kleinen Eindruck, wovon ich hier rede.

Ganz ohne Streit funktioniert die beste Familie nicht. Wer das behauptet, verschleiert etwas. Davon bin ich überzeugt.

Was ist bisher passiert? Nun, noch nicht allzu viel, wenn man von der Zustellung unbezahlbarer Rechnungen, Enttäuschungen, einem Streit, der es in sich hat und einem Seminar mit kniffligen Fragen, mal absieht. Wie? Das ist noch nicht viel? Bleibt gespannt.

2. Juli 2021: Schreck in den Abendstunden

Das vierte Kapitel hat so viel Spaß gemacht. Schreiben, schreiben, schreiben, was sonst? Also auf zum fünften Kapitel. Schnell noch mal überfliegen, was denn so war. Oh je!

Es gibt eine Melodie, die Vanessa leise vor sich hin summt. Was es damit auf sich hat, wird der Leser nie erfahren, weil ich vergessen habe, näher darauf einzugehen. Gibt es sonst noch logische Fehler? Schon nach diesen paar Kapiteln? Oh ja! Also noch mal von vorn. Welche Erzählstränge wurden bereits begonnen? Welche Fragen sind bisher unbeantwortet geblieben? Warum ist es später Nachmittag, wenn die Protagonisten eben erst beim Frühstück sind?

Weiterschreiben und am Ende überarbeiten oder jetzt schon Logikfehler suchen und direkt ausmerzen? Ich entscheide mich für Letzteres. Tut mir leid, aber das 5. Kapitel muss einige Zeit warten, bis es dran kommt. Hoffentlich bekomme ich deswegen keinen Ärger mit meinen Figuren.

21. Juli 2021: Ruhe ist eingekehrt

Nach dem kleinen Desaster zu Beginn des Monats kann ich nun in Ruhe am fünften Kapitel weiterarbeiten. Die Unstimmigkeiten sind begradigt, offene Fragen zumindest auf dem Denkbrett beantwortet. Die Ausarbeitung kann beginnen. Ihr fragt euch, was ein Denkbrett ist? Das ist ein äußerst hilfreiches Werkzeug des von mir heiß geliebten Programms Papyrus Autor (eingetragenes Warenzeichen der R.O.M. Logicware Soft- und Hardware GmbH, Berlin).

Am Liebsten würde ich hier ein paar Screenshots meiner Gedankenspiele einstellen, möchte gleichzeitig aber nicht zu viel verraten. Beides lässt sich leider nicht unter einen Hut bringen. Verzeiht mir, liebe Leser :).

9. August 2021: Probleme mit der Erzählerin

Sie lebt in einer Gesellschaft in der näheren Zukunft, ist glücklich verheiratet, Mutter einer Tochter, zu der sie ein freundschaftliches Verhältnis hat. Alles bestens, sollte man meinen.

Unabhängig vom Inhalt stoße ich mit meiner Protagonistin noch auf ganz andere Probleme. Wie viel kann sie wissen? Wie soll der Leser von ihren Erkenntnissen erfahren? Wird es zu dialoglastig, bekommt der Roman den Charakter eines Theaterstückes oder Drehbuches. Wird alles im Erzählstil geschildert, verstoße ich nicht nur handwerklich gegen das «Show-don’t-tell-Prinzip» sondern gehe einen Pakt mit der guten alten Langeweile ein. 

Auf welche Art und Weise vermittel ich die Erlebniswelt der weiteren Figuren?

Ich, ich , ich … Damit kann nicht jeder Satz losgehen. ICH werde das Problem dennoch lösen (müssen). 

19. August 2021: Der Titel

Wer nun glaubt, ich würde bereits jetzt den Titel des Romans verraten, irrt. Aus zwei Gründen:

1. Er steht noch nicht zu 100% fest.

2. Ich bin gerade gestern erst gegen eine riesige Hürde gerannt. Nach müßigen Überlegungen, Abwägungen, Brainstorming mit mir selbst, mit Bekannten, mit meinem Mann, kurzum mit der Welt um mich herum, hatte ich einen Titel gefunden, der sowohl zum Anfang meines Romans passt als auch zum ersten Entwurf der letzten Szene. Quasi ein Fazit, auf das alles hinausläuft. Ich schätzte mich glücklich – bis gestern Nachmittag. Da stöberte ich so herum, in der digitalen Welt, las hier einen Teaser, dort einen ganzen Artikel, dachte an alles Mögliche, nur nicht an Literatur.

Mit einem Schlag trifft mich ein Hammer. Am Kopf. Mit voller Wucht. Meinen ins Auge gefassten Titel gibt es schon! Und jetzt?

12. September 2021: Aufgabe bewältigt

Puh. Ich habe einen neuen, passenden Titel gefunden, den ich bis zur letzten Sekunde geheim halten werde. Noch so eine Schlappe überstehen meine Nerven nicht. 🙂 Zwischenzeitlich plagten mich zudem noch Julias Sorgen, die ich in Kapitel 7 lösen werden, sofern meine Protagonistin mitspielt. Ansonsten muss ich sie dazu verdonnern, genau das zu machen, was ich geplant habe. Doch bis jetzt sieht es ganz gut aus. Sie ist allein unterwegs, ihre wichtigste Aufgabe im Blick. 

Noch ist sie jedoch unsicher, ob sie mit ihrer Tochter ein ernsthaftes Wort reden soll über deren Beziehung zu einem, sagen wir, nicht ganz angenehmen, stocksteifen Regierungsbeauftragten.

13. Oktober 2021: Ich stecke fest

Stellen Sie sich ein Puzzle mit einem x-beliebigen Motiv vor, vielleicht das Bild einer Menschenmasse vor einer Sehenswürdigkeit, strahlend blauer Himmel, 5000 Teile. Sie knuspern sich durch den Rand, ergänzen vermutlich zunächst die Menschenmasse, danach die Sehenswürdigkeit oder auch umgekehrt. Den Himmel heben Sie sich bis zum Schluss auf, weil er die meiste Geduld erfordert. Ich will keineswegs damit sagen, dass ich mit meinem Romanprojekt schon so weit fortgeschritten bin, doch ich habe dieses «Himmelproblem».

Das Kapitel ist geplant. Die Figuren haben sich eingefunden. Die Handlung ist in Szenen zerschnippelt. Die Szenen sind lebendig gestaltet. Wie schön. Worin liegt also nun mein Problem?

Wie im richtigen Leben, so müssen auch meine Figuren arbeiten, um Geld zu verdienen. Wer Glück hat, bekommt Sonderaufträge vom Chef, die nach erfolgreicher Bearbeitung besonders vergütet werden. Woraus eine hocherfreuliche Extravergütung bestehen könnte? Kein Problem. Steht alles schon da, mittendrin in der passenden Szene.

Aber worin besteht die Sonderaufgabe? Was ist zu tun? Wie viel Fachwissen erfordert das? Oder ist Schnelligkeit gefragt? Werde ich dieses Problem in naher Zukunft lösen (können)?

12. Dezember 2021: Ich stecke fest – Die Hürden sind überwunden

Kurznotiz: Die Krise ist überstanden, meine Fragen sind weitestgehend beantwortet, so dass ich mich nun mittlerweile bei der Bearbeitung des 9. Kapitels befinde. Geplant hatte ich eigentlich 10 Kapitel, wobei ich damit nicht auskommen werde.

3. Januar 2022: Mit großen Schritten ins neue Jahr

Es geht endlich wieder voran. Nach monatelangen Qualen konnte ich meine Figuren davon überzeugen, weiter mitzuspielen und mir keine Steine mehr in den Weg zu legen. Aus 9 Kapiteln sind seit Mitte Dezember 12 Kapitel geworden. Das Grundgerüst steht, die Geschichte ist grob erzählt. In den nächsten Schritten gilt es, die Logik zu prüfen und Wissenslücken zu füllen, die weder die handelnden Personen noch ich als Autorin haben, sehr wohl aber die verehrten Leser. Und das wollen wir nicht. Niemand soll im Dunkeln tappen oder gar die Hälfte erraten müssen.

Trotzdem gönne ich mir eine Pause, möchte von den Ereignissen Abstand gewinnen, um sie aus einer frischen Sicht zu betrachten.

Heute Abend, um 17.00 Uhr Ortszeit, habe ich mich daher entschlossen, mit einem Schlückchen Writer’s Tears das Bergfest zu feiern. Also dann!

Bis bald.

19. Mai 2022: Stoppt die Macht der Schönheit!

Nur noch wenige Monate bis zur Fertigstellung.

Der erste Testleser wurde gequält. Nummer 2 hat ein Teilfeedback abgegeben, Nummer 3 hat sich dahingehend geäußert, dass sich der Text recht gut lesen lässt. Nummer 4 hat sich noch gar nicht geäußert. Wer verbirgt sich hinter den Testlesern?

Nun. Es handelt sich um meinen Mann, meine Schwägerin, eine Freundin sowie einen Mitstreiter aus meinem heißgeliebten Literaturforum von Papyrus Autor. Sowohl mein Mann als auch meine Schwägerin gehören zum «Stamm». Die Freundin kritisiert meine Texte zum zweiten Mal und die geheimnisvolle Nummer 4 habe ich auserwählt, weil «sie» mir äußerst nützliches Feedback zu «Sluga – Immer für Dich da» gegeben hat, allerdings erst nach der Veröffentlichung – als ganz «normaler» Leser. Gut, dachte ich, vernünftige, konstruktive Kritik, brauchbar, nett, ungeschönt, ehrlich, also: Nummer 4 für das nächste Vorhaben ist gefunden.

Es gibt sehr unterschiedliche Auffassungen zum Thema Testleser. Ich persönlich finde sie unerlässlich, weil sie in meinem Fall alle sogenannte Normalos sind, die mein Buch im Laden, im Internet oder sonst wo entdecken und unvoreingenommen urteilen. Sie sind weder Literaturexperten noch professionelle Kritiker oder Rezensenten. Für mich genau deshalb eine sehr wertvolle Personengruppe.

Ich freue mich auf detailliertes Gemeckere meiner Testleser, die bis Ende August Zeit haben, dem Motto «Stoppt die Macht der Schönheit» den letzten Schliff zu verleihen.

14. September 2022: Der 10. September

Ein wunderschöner Samstag, die Sonne scheint, es ist weder zu warm noch zu kalt. Ich befinde mich im Garten auf einem gemütlichen Liegestuhl, das Internet läuft, die Autorensoftware habe ich gerade geschlossen. Der frisch im pdf-Format abgespeicherte Text wandert auf die Internetplattform und ich löse den Bestellvorgang aus. Fertig. Glücklich schließe ich die Augen. In wenigen Tagen werde ich meinen aktuellen Roman in der Hand halten.

Vergessen sind die aufmüpfigen Figuren, die sich geweigert haben, zu streiten, wenn ich es wollte. Doch. Schon. Gestritten haben sie, allerdings an den Stellen, an denen ich liebevolle Dialoge zwischen zwei Ehepartnern geplant hatte.

Vergessen ist das selbstverschuldete Drama, weil ich die Namen von Tochter und Mutter verwechselt habe. Beide hatten es nicht nötig, mich darauf aufmerksam zu machen. In solchen Momenten ist nichts mehr vom sagenumwobenen Eigenleben der Figuren zu spüren.

Vergessen sind die Probleme mit dem Buchsatz, dem sperrigen Cover, das um keinen Preis so aussehen wollte, wie ich es gern gehabt hätte und das Ringen mit den Absätzen, die mir überflüssig erschienen, um gleich in den nächsten Minuten wieder da platziert zu werden, wo sie ohnehin schon waren.

Was ist noch zu tun? Jede Menge. Denn mit der Finalisierung der Geschichte beginnt ein neues Kapitel: Werbung! Eine Geschichte, von der niemand etwas weiß, erreicht nicht einen einzigen Leser.

Welches Medium ist geeignet? Was passt zu mir? Wie schaffe ich die Gratwanderung zwischen zu viel und zu wenig?

Zu guter Letzt werde ich sorgfältig Stellen aussuchen, die sich als Leseprobe eignen. Natürlich möchte ich nicht zu viel verraten. Andererseits muss die Textauswahl repräsentativ sein, damit niemand die Katze im Sack kauft. Ich mache mich also wieder an die Arbeit. Bis bald!

21. September 2022: «Das Neutralistenfundament» hat das Licht der Lesewelt erblickt.

Ist es zukünftig ein Verbrechen, schön zu sein?

Pflegeprodukte grenzen aus. Stoppt die Macht der Schönheit!

Verkehrschaos? Abgeschafft. Klimakrise? Nicht vorhanden. Gewalttaten? Undenkbar. Eine Staatsform im Wandel, digital, bequem und sicher.

Familie Vogelbaum lebt in einer durchstrukturierten Gesellschaft, in der für alle und alles gesorgt wird. Besonderen Wert legt das System auf Gesundheit und vollkommene Gleichberechtigung. Eine perfekte Welt, in der es keinerlei Ausgrenzungen gibt. Schön sein? Verboten!

Julia Berger-Vogelbaum führt eine glückliche Ehe, versteht sich bestens mit ihrer Tochter Vanessa und lebt sorgenfrei vor sich hin, bis das Ehegeheimnis ihres Mannes zu einem ernsthaften Problem für die Familie wird. Denn Sebastian steht im Visier der Schönheitspolizei, die ihren Auftrag gegen jeden vorzugehen, der das Streben nach Schönheit unterstützt, mehr als ernst nimmt.

Bildquellen

  • Die Buchnachteule Entschluss: Bildrechte beim Autor

Ich bin 56 Jahre alt. Katzen-(dressur), Pferde, Motorräder, Musik, Garten, Australien ... meine Interessen sind vielseitig. Die Begeisterung für Sprache hatte sich schon im Vorschulalter eingestellt. Stolze Eltern, gute Noten in Deutsch und Englisch. Abitur, Lehre, Job - So weit, so gut. Und dann der Geburtstagswunsch meines langjährigen Partners und heutigen Ehemannes: Ein Buch! Sein Wunsch war mir Befehl. Seitdem höre ich auf meine Protagonisten ... Absurd, aber wahr.

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